Der Talschluss von Grünau ist Ausgangspunkt für eine Reihe interessanter alpiner Kletterrouten. Ein besonderes Schmankerl sind die zahlreichen Alpinen Klettertouren und klassischen Anstiege durch die Schermberg-Nordwand, die nach der Watzmann-Ostwand die zweithöchste Wand in den Nördlichen Kalkalpen ist.

Eine kleine Auswahl an Touren wird in der Folge vorgestellt. Die Touren sind anspruchsvoll, weniger Geübte werden sich daher einem Bergführer anvertrauen.

Rotgschirr-Überschreitung (II)

Sehr schöne und aussichtsreiche Gratkletterei. Von der Pühringerhütte auf dem Weg 201 zum Rotkögelsattel (2.000 m). Dann vor einem auffallenden Block links vom markierten Weg über Rasen und Geröll leicht ansteigend zum Grat. Über diesen hinauf und auf der Schneide in die tiefe Scharte. Ein kurzer Kamin führt auf ein Band, das unter einen Abbruch leitet. Von dort unschwierig in die Scharte. Aus dieser heraus, in der südöstlichen Flanke über steile Schrofen auf den Turm und über den breiten Gratrücken und über Gratzacken zu einem kurzen Wandl (II). Danach gelangt man auf den markierten Weg und über diesen das letzte Stück zum Gipfel (600 HM, 3 Stunden).

Vom Gipfel überschreitet man den fast ebenen Plattengrat. Dort wo der Grat nach Osten umbiegt, geht es steil hinab zum „Aufg´hackert“, wo man auf den Weg Nr. 201 von der Pühringer Hütte zur Welser Hütte trifft (Abstieg vom Gipfel: 1 Stunde).

Temlberg (2.331 m, II - V)

Der Temlberg ist mit seiner düsteren Nordwand eine der eindrucksvollsten Berggestalten der Karsthochfläche. 1893 erstbestiegen, führen auf ihn einige klassische Kletterrouten geringer bis mittlerer Schwierigkeit (II bis V).

Der Nordostgrat (III)

Vom Weg 201, der von der Pühringerhütte zum Prielschutzhaus führt, zweigt man am Beginn der Weitgrube ab, von dort geht es leicht ansteigend zum Einstieg am grasigen Fuß des Nordost-Grates. Die Route führt zuerst unschwierig über grasige Felsen bis zu einer steileren Wandstufe, die man entweder direkt erklimmt (III) oder ostseitig umgeht. Dann über Gratschrofen weiter zum ersten größeren Steilaufschwung.

Nach einem Quergang auf einem Schuttband geht es in die Nordflanke und über Schrofen zurück auf den Grat. Nun rund 80 m steil aufwärts zur Gratkante. Diese bis zum nächsten Steilstück empor, bevor man schräg auf einer Rampe wiederum in die Nordflanke gelangt. Über eine kleine Wandstelle zurück auf den Grat und nun unschwierig zum letzten Grataufschwung. Über zwei weitere Seillängen hinauf zum Gipfel (250 m, 1,5 Stunden).

Großer Priel (2.515 m)

Nordwest-Grat (III+, eine Stelle IV)

Der Anstieg über den Nordwest-Grat ist eine besonders beliebte Klettertour am Großen Priel, nicht nur wegen des kurzen Zustieges und der Möglichkeit zum Ausqueren in halber Höhe der Route. Vor einiger Zeit wurde die Route komplett saniert und mit Bohrhaken abgesichert.

Der Zustieg erfolgt in 20 Minuten von der Welser Hütte, zuerst auf dem Weg zum Fleischbanksattel, dann links über Geröll zum Gratfuß und über leichte Schrofen auf den Grat. Die Kletterroute folgt dem Grat, über drei Türme hinweg und über eine Platte zu einem schrofigen Grasband, bevor es über eine Verschneidung zum Wandbuch geht.

Zwölferkogel (2.099 m)

Der Zwölferkogel ist derjenige Gipfel der Almtaler Sonnenuhr, der am weitesten nach Norden vorgeschoben ist. Nach Norden fällt der Zwölferkogel mit einer steilen Kante ab, nach Osten zum Grieskar prägen riesige Platten die Wand.

„Ulli, da Tanzboden is insa“ (IV)

Die Klettertour führt durch die imposante Plattenwand der Ostflanke. Vom Urbanban am Grieskarsteig führt die Tour in schönem und festem Fels mehr als 500 Höhenmeter über Platten und Risse auf den Gipfel des Zwölferkogels.

Die Absicherung ist eher spärlich, an den leichteren Stellen sind überhaupt keine Zwischensicherungen angebracht. Die Stände sind aber fast immer gebohrt und als Orientierungshilfe ist die Route komplett mit roten Punkten markiert.

Almtaler Köpfl (2.204 m, IV - VII)

Alternativ zur mächtigen Schermberg-Nordwand gibt es auch lohnende Klettertouren auf das Almtaler Köpfl, welches die durch einen Grat verbundene NO-Schulter des Schermberges darstellt.

Eine besonders schöne und oft begangene Route führt über den Nordwand-Pfeiler: 800 m fester Fels im oberen IV. Schwierigkeitsgrat. Etwas schwerer ist der Grünauerweg ( V ) durch die Nordwand, darüber hinaus gibt es noch neuere Routen im VI. und VII. Schwierigkeitsgrad.