Sowohl das Tiroler Achental als auch das Priental waren schon früh in ein dichtes alpines Handelsnetz eingebunden – erst als wichtige Übergänge für den Handel mit Metall, später auch mit Wein, Käse und vor allem Salz. Nahe der Ölbergkapelle bei Sachrang fand man mehrere Kupferbeile und zwei Gussbrocken aus der Zeit von 3200 bis 2200 vor Chr.. Im Schlechinger Tal geben Bronzefunde aus der frühen bis späten Bronzezeit (1800 bis 800 vor Chr.) im Bereich der uralten Saumwege beiderseits der Tiroler Ache Zeugnis vom Handel.

Auch keltoromanische Flurnamen sind Zeugen der frühen Geschichte. Der Ortsname Schleching, als das frühere „Slehingin“ ein echter „ing-Ort“, spricht für eine flächenhafte Besiedlung im 7. bis 9. Jahrhundert nach
Christus.

Im Mittelalter hatten die Schlechinger Bauern als Säumer die Aufgabe, für die Grundherrschaften, z.B. für das Salzburger Domkapitel und für die Chiemgauklöster, Wein aus Südtirol mit ihren Rössern auf den Saumwegen über das Gebirge zu transportieren. Mehrere, heute meist verfallene Burgen der adeligen Herrschaften im Bereich der Saumwege, dienten dem Schutz der Handelswege. Außer der Marquartsteiner Burg gehörten dazu auf Schlechinger Gebiet die Rendsburg in Mettenham, die Rudeggersburg über der Achenschlucht bei Ettenhausen und hoch oben die Streichenburg. Die Streichenritter wurden mehrmals zwischen 1160 und 1190 urkundlich erwähnt. Herr „Hartwicus de Strichen“ verstarb 1184 und sein jüngerer Bruder „Chuno“ kam im dritten Kreuzzug 1190 mit Kaiser Friedrich Barbarossa ums Leben.

In Schenkungsurkunden des Klosters St. Peter in Salzburg und des Salzburger Domkapitels aus der Zeit von 1122 bis 1147, sowie des Klosters Baumburg aus dem Jahr 1135 wurde der Ort „Slehingin“ zum ersten Mal erwähnt. Durch solche Schenkungen wurden neben dem bayerischen Herzog auch Klöster und Kirchen zu Grundherren der Schlechinger Bauern, deren Hofstätten im Marquartsteiner Grundbuch von 1569 bis 84 ausführlich beschrieben sind. Viele der Hausnamen haben sich über 600 Jahre kaum verändert. Familiennamen, die im ältesten Salzburger Urbarium aus dem Jahre 1385 auftauchten, sind bis heute als beim Hof gebliebene Hausnamen erhalten. Viele der Höfe sind vom Herzog eingerichtete Schwaighöfe, schon 1302 erwähnte Milchwirtschaftshöfe, deren Aufgabe es war, v.a. auf den Almen Käse für die Grundherrschaft herzustellen. Die Grundherrschaft endete um 1830 und die nunmehr freien Bauern wurden von ihren hohen Abgabenlasten befreit. Von kirchlicher Seite her blieben sie aber eingebunden in eine strenge Sozialstruktur. Zur Mutterpfarrei Grassau gehörend war Schleching ab 1709 Vikariat und erst ab 1921 selbständige Pfarrei. Heute gehört sie zum Pfarrverband „Oberes Achental“ mit drei kunsthistorisch wertvollen Gotteshäusern: die spätbarocke Pfarrkirche St. Remigius, die romanisch-spätgotische Marienwallfahrtskirche in Raiten und die Streichenkirche St. Servatius mit den spätgotischen Wandmalereien aus der Zeit um 1430.