Es gibt Alpengegenden, die zunächst ganz unspektakulär daherkommen. Besonders in der hohen Zeit des Berggehens, im Herbst, wenn sich die oberösterreichischen Alpenvorländer gerne in eine hartnäckige Nebeldecke einmummen. Nähert man sich an einem solchen Tag durch das Almtal dem Toten Gebirge, so tut sich zunächst einmal wenig. Keine Spur vom Wahrzeichen Oberösterreichs, wie der weiß leuchtende Felskoloss des Großen Priels gerne genannt wird. Nur das bleierne Grau des Nebels und eine schemenhaft zu ahnende, trotzdem lieblich wirkende Kulturlandschaft. Die Talflanken hüllen sich in dichten Mischwald.

Der Fluss jedenfalls würde auch im Werbefernsehen gute Figur machen: Wie flüssiges, blaugrünes Glas fällt das Wasser über die zahlreichen altertümlichen Wehre, oder eilt, vom Eifer der Wildbachverbauung noch wenig beeinträchtigt, zwischen Erlengebüsch dahin. Oberhalb des Orts Grünau wandelt sich das offene Bauernland schließlich in hochstämmigem Forst, durch den die Straße schnurgerade dahineilt.

Die "Almtaler Sonnenuhr"

Dann der Paukenschlag: Gedankenschnell verfliegt die Nebeldecke, man durchquert ein Hochmoor mit einem fast unwirklichen Seen-Auge, eine letzte Kurve und da ist er, der berühmte Talschluss: Im glasklaren Almsee spiegelt sich die düstere Felsmasse des Toten Gebirges: Bis zu 1.700 m ragt der Gipfelkranz der „Almtaler Sonnenuhr“ über den Seespiegel empor.

Um an die zweithöchste Wand der Nördlichen Kalkalpen zu gelangen, muss man in die östlich benachbarte Hetzau wechseln. Vom Almtalerhaus aus kann das gewaltige Bollwerk der 1.400 m hohen Schermberg-Nordwand bequem studiert werden. Das Almtalerhaus ist auch ein ideales „Basislager“ für diese und andere Unternehmungen an der Nordseite des Toten Gebirges. Wer höher hinaus will, der wird die atemberaubend schön gelegene Welser Hütte wählen. Sie ist der Ausgangspunkt für den Schermberg-Klettersteig und eine Reihe weiterer Kletterrouten.

Naturkunde hautnah

Naturkundlich Interessierte werden in Grünau ihr Eldorado finden: Neben dem Cumberland-Wildpark gibt es seit 1973 die Konrad Lorenz Forschungsstelle für vergleichende Verhaltensforschung, die sich unter anderem mit Graugänsen, Kolkraben und Waldrappen beschäftigt, was dem Almtal den Beinamen „Tal der Vögel“ einbrachte.