Lebendige Traditionen

Scheibenschlagen, Krampus und mehr

Jedes Jahr am ersten Fastensonntag steht der Obervinschgau im Bann eines archaischen Brauches der Winteraustreibung – des Scheibenschlagens.

Die Sonntagsscheiben, teilweise farbenfroh bemalte viereckige oder runde Holzscheiben, werden an den „Gart“ gesteckt, eine mehrere Meter lange Haselnussgerte, und dann in großen Holzfeuern zum Glühen gebracht. Wie moderne Hammerwerfer bringen die Scheibenschläger nun die Scheiben in Schwung und schleudern sie mit einem kräftigen Abschlag auf dem Boden oder einer Abschlagrampe oft mehrere hundert Meter weit in den Nachthimmel. Jeder Scheibe wird ein Spruchgesang mit besten Wünschen für das beginnende Frühjahr hinterhergebrüllt. Den Höhepunkt des Abends bildet das Abbrennen der „Larmstong“ (Stange) oder der kreuzförmigen „Hex“, einer dürren Fichtenstange mit einer dicken Strohummantelung.

Im Tal hält man auch noch an weiteren Bräuchen fest, die meisten haben kirchlichen oder heidnischen Ursprung: zum Beispiel das „Schellen“ am Krampustag, also am 5. Dezember. Dabei werden von den Schellern, die festgelegte Runden mit schellenden Glocken und lauten Bockhörnern durch das Dorf laufen, die Krampusse aufgeweckt. Zu einem unbekannten Zeitpunkt und an einem unbekannten Ort stürmen die Krampusse hervor und versuchen, alle Scheller zu erwischen und mit schwarzer Farbe zu bemalen.

Herz-Jesu-Feuer

Am Herz-Jesu-Sonntag werden am späten Abend in den Bergen und auf Anhöhen Bergfeuer entzündet. Diese Tradition geht auf das 18. Jahrhundert zurück und erinnert an das Gelöbnis, das dem Herzen Jesu gegeben wurde, als Tirol von den Franzosen bedroht war. Der eigentliche Brauch ist älter und geht auf frühere Sonnwend- bzw. Johannisfeuer zurück. Heute haben diese Feuer meist die Form eines Herzens oder eines Kreuzes.

Aktive Dorfgemeinschaft

Verschiedene Prozessionen, Bergsegnungen und Kirchtage schließen sich im Matsch zu einem Jahreskreis, und die Matscher wissen diese Anlässe gebührend zu feiern. Die Dorfgemeinschaft wird von den zahlreichen und sehr aktiven Vereinen zusammengehalten.

Die rätoromanischen Flurnamen

Da im Vinschgau und mit ihm im Matscher Tal bis weit in das 16. Jahrhundert in die Zeit der Gegenreformation die rätoromanische Sprache gesprochen wurde, ist die Sprache der ehemaligen „Ureinwohner“ als immaterielles Kulturerbe bis heute im reichen Flurnamenschatz erhalten geblieben, der nach wie vor im land-, forstwirtschaftlichen und jagdlichen Bereich gebräuchlich ist. So wird man bei Wanderungen und Bergtouren am „Tanaluv“ (der Wolfsquelle) und dem „Plan dal Uors“ (Bärenboden) vorbeikommen.

Der Matscher Heilige

Der Legende nach wurde Florinus im 8. Jahrhundert in Matsch auf dem Valfurhof oberhalb des Dorfes geboren. Die englischstämmigen Eltern von Florinus sollen im Jahre 790 auf dem Rückweg von einer Pilgerfahrt nach Rom in Matsch haltgemacht haben. Florinus sei in Ramosch als Priester tätig gewesen und habe zahlreiche Wunder gewirkt. Er starb am 17. November 856. Während der Franzosenkriege soll Florinus die Matscher vor dem Ansturm der Franzosen gerettet haben, indem er diese am Talausgang mit den Worten: „Bis hierher und nicht weiter“ aufhielt.

Sein Todestag wird in Matsch als „Kirchta“ gefeiert, die Florinuskirche erinnert an den Heiligen. Er ist Schutzpatron der Pfarre Matsch und zweiter Patron der Diözese Chur.

Matsch besitzt neben der Pfarrkirche am Dorfeingang noch zwei weitere Kirchen und vier Kapellen, darunter auch die Burgkapelle St. Martin bei der Burgruine Obermatsch.