Beginnen wir mit dem Wasser. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist der smaragdgrüne Lunzer See Anziehungspunkt für Erholungssuchende, 1928 wurden die ersten Seebäder am Seebach und am Seeufer eröffnet. Dabei gilt er als der kälteste See Niederösterreichs. Nicht nur das Wasser, auch die beiden höchsten Berge der Region, Dürrenstein (1.878 m) und Ötscher (1.893 m), haben schon früh Bergsteiger:innen nach Lunz am See gebracht, da beide von hier aus gut zu besteigen sind.
Berglandwirtschaft
Wie es der Namen der Region vermuten lässt, dreht sich in der Landwirtschaft vieles um den Most. Die Mostviertler Birnenmoste sind europaweit eine Rarität, denn in den meisten anderen Mostgebieten trinkt man Apfelmoste. Lange galt der Most als rustikaler Bauerntrank. Als wiederentdecktes Kult(ur)getränk sorgt das reine Naturprodukt auch bei Feinschmeckern für Gaumenkitzel und hält bereits vielerorts Einzug in die Spitzengastronomie.
Kultur & Tradition
Bedingt durch seinen Waldreichtum, der Verfügbarkeit von Wasserkraft und der Nähe zu Erzabbaugebieten erlangte Lunz schon ab dem Spätmittelalter wirtschaftliche Bedeutung durch die Verabeitung und den Handel mit Eisen. Die prächtigen Bürgerhäuser im Ort zeugen noch heute vom Wohlstand der ehemaligen Hammerherren. Zeichen der kunstvollen Bearbeitung des Metalls finden sich nicht nur in der Ortschaft, sondern auch entlang der Bahnstrecke des Ötscherland Express.
Die Seebühne in Lunz mit dem Festival wellenklänge genießt einen hohen Bekanntheitsgrad, weit über die Grenzen Niederösterreichs hinaus und kann als musikalische Aushängeschild des Bergsteigerdorfes bezeichnet werden.
Zwischen Kienberg und Lunz am See verkehrt an Wochenenden ein schmalspuriger Nostalgiezug. In steiler Fahrt geht es mit Dampf- oder Diesellokomotiven bis zur Endhaltestelle nach Lunz am See. Ein besonderes Erlebnis sind die einzigartigen stählernen „Trestlework”-Brücken! Neben der Besichtigung des Heizhauses und historischer Fahrzeuge, sind auch Sonderzugfahrten möglich.
Die von Hans Kupelwieser entworfene Seebühne ist ein architektonisches Meisterwerk. Sie wurde mit dem Österreichischen Baupreis 2005 ausgezeichnet. Die Bühne hat einen praktischen Doppelnutzen eingebaut: In der spielfreien Zeit ist sie ein „Seebühnenbad“ – schwimmen, ins Wasser springen, sitzen und liegen auf den Podesten, die sich am Abend zur Tribüne wandeln werden.
Vor jeder Vorstellung ändert sich die Szenerie dramatisch: Mit einer kleinen Pumpe wird Seewasser in einen Ausgleichstank gepumpt, dessen Gewicht hebt das mächtige Flugdach, das bis dahin wie eine Haut über der Tribüne lag, in luftige Höhen. Dann sitzen alle Kunstliebhaber geschützt vor Wind und Wetter und können die Darbietungen genießen.
5 km westlich des Ortszentrums findet man den Wasserschießstand am Großauer See. Obwohl mit Auto erreichbar, glaubt man sich bei der Holzblockhütte in die kanadische Wildnis versetzt. Die 80 m entfernte Scheibe am anderen Ufer kann man mit Kleinkalibergewehren erstaunlich genau treffen. Man zielt auf deren Spiegelbild im Wasser, das Geschoss prallt vom Wasser ab und trifft die Scheibe.
Forschung
WasserKluster Lunz am See
Dieses interuniversitäre Zentrum, das von der Donau-Universität Krems, der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur Wien gemeinschaftlich betrieben wird, setzt die Tradition der vor einigen Jahren aufgelassenen biologischen Station Lunz am See fort. Schwerpunkt ist die limnologische Forschung. Das in unmittelbarer Seenähe gelegene ehemalige Niederösterreichische Landesgästehaus wurde umgebaut und beherbergt nun die wissenschaftlichen Einrichtungen. Neben der Forschung werden auch Kurse, Praktika und Lehrveranstaltungen durchgeführt.