Ein ganz eigener Menschenschlag sind die Schlechinger und Sachranger. Sie laufen nicht jedem Trend oder dem Kommerz hinterher, sondern schauen darauf, was für ihr Dorf langfristig gut ist. Sie verkaufen weder sich noch ihre Heimat. Dass sie sind, wie sie sind, hängt sowohl mit der geografischen Lage als auch mit der jüngeren Geschichte zusammen: Schleching und Sachrang liegen beide am Talschluss und an der Grenze zu Tirol. Die historische Verbindung zwischen beiden Dörfern führte über die Berge. Ende der achtziger Jahre stand ein riesiges Skigebiet zur Diskussion, erschlossen durch Bergbahnen von Aschau, Grassau, Schleching, Sachrang und sogar der tiroler Seite. Es wurde mehr als heiß diskutiert, fast ging ein Riss durch die Bevölkerung und viele hofften auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Schließlich setzten sich Umweltschützer und Naturliebhaber durch. Anstelle von Skischaukel und Hotelburgen entschied man sich 1991 gegen den Massentourismus und für das Naturschutzgebiet Geigelstein.
Heute ist man froh über diese Entscheidung. Eine gewachsene Kulturlandschaft im Tal und auf den Almen, Flüsse, Wasserfälle und Quellen, nachhaltig gepflegte Berg- und Schutzwälder, Naturdenkmäler und drei Naturschutzgebiete stehen für eine sehr hohe Lebens- und Landschaftsqualität.
Tradition und Brauchtum
sind fest in den beiden Bergtälern verwurzelt. Eine starke Gemeinschaft hält die Orte lebendig. Dies spiegelt sich in besonderer Weise in den Aktivitäten der Ortsvereine wider. Die Trachtenvereine – d´Gamsgebirgler Schleching und d´Geigelstoana Sachrang – bereichern das Dorfleben. Dabei haben sie nichts mit der kommerziellen Folklore vieler populärer Volksmusiker zu tun. Sie stellen gewachsenes Kulturgut dar – zuallererst für die Einheimischen, wobei Gäste und Besucher jederzeit willkommen sind.
Schon seit 1876 eng verbunden als Partner sind auch die Veteranenvereine von Schleching und Sachrang. Die Bergwachtbereitschaften beider Ortschaften retten gemeinsam verunglückte Sommer- und Winterbergsteiger. Viele Parallelen sieht man darüberhinaus in der jüngsten Entwicklung der beiden Orte: Das Dorfleben blüht wieder auf. Im Bewusstsein, dass Kinder die Zukunft bedeuten, setzt sich in Sachrang der Kindergarten-Erhaltungs-Verein für den Fortbestand des Kindergartens ein. In Schleching haben die Schlechinger Murmeltiere e.V. mit Eigenleistung und Spendenmitteln erreicht, dass von 16 Seiten der Gemeinde ein Kindergarten und Jugendraum in einem denkmalgeschützten Bauernhaus eingerichtet wurde.
Regionale Nahversorgung durch erfolgreiche Konzepte
Der „Sachranger Dorfladen“ wurde 2010 von Bürgern Sachrangs genossenschaftsähnlich in der Rechtsform „Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt und still“ gegründet. Er arbeitet ohne Gewinnabsicht und dient nur dem Gemeinwohl durch die Sicherung der Nahversorgung. Heute bietet der Laden nicht nur Bio-Produkte lokaler Direktvermarkter an, er hat sich mit einem kleinen Café zum sozialen Dorfmittelpunkt entwickelt.
Während früher die Sachranger nach Aschau oder Niederndorf zum Einkaufen fuhren, planen heute viele Auswärtige den Dorfladen als Einkaufsstopp für Käse, Speck, Wurst usw. ein. Ähnliches vollzog sich in Schleching. Hier stand 2013 der örtliche Lebensmittelladen überraschend vor der Schließung. Innerhalb von sechs Monaten gründeten die Bürger eine Dorfladen UG. Die Gemeinde erwarb das bisherige Geschäftshaus und vermietet es an die UG. Das Gebäude wurden mit Mitteln aus dem Dorferneuerungsprogramm Bayern saniert und so die Nahversorgung übergangslos gesichert. Die Bürger beider Orte haben bewiesenermaßen denselben Zeitgeist, der sich auch mit Begeisterung um den Erhalt ihres ursprünglichen Chiemgauer Ortsbildes und ihrer Chiemgauer Traditionen bemüht.
„Region in Aktion“ ist ein grenzüberschreitendes Netzwerk von fünf Initiativen, vom Chiemgau bis Tirol …
Das Ökomodell Schlechinger Tal
Bereits in den neunziger Jahren ging Schleching einen wesentlichen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, mit dem Ökomodell Schlechinger Tal …
Die Sage vom Teufelstein
Ob nun die beiden Löcher im Berg, so entstanden sind, diese Entscheidung bleibt dem Leser überlassen. Die Sage vom Teufelstein …