In den 1870er Jahren entdeckte Ferdinand Löwl, ein Geographiestudent, der später Professor an der Universität von Czernowitz wurde, die Schönheiten des Zillertaler Hauptkammes. Er fand diesen Gebirgszug auffällig vernachlässigt und schrieb voller Begeisterung sein heute noch mit Genuss zu lesendes Buch „Aus dem Zillerthaler Hochgebirge“, das eine breite Öffentlichkeit auf das Tal aufmerksam machte.
Erschließung der Alpenvereine
Die Sektionen Berlin, Prag und Greiz des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins begannen zeitgleich mit dem Bau von Hütten und Wegen in den Seitentälern des Zemmgrundes, der Alpenverein wurde zum Nutzer des ansonsten als „unproduktiv“ bezeichneten Hochgebirges. Die Erlebnisse Löwls im Zemmgrund, die Aktivitäten des Alpenvereins und zahlreiche Episoden, Ereignisse und Geschichten bedeutender wie einfacher Persönlichkeiten werden in der Broschüre „Alpingeschichte kurz und bündig“ beschrieben. Jeder Leser ist eingeladen, sich rund um Ginzling-Dornauberg auf Spurensuche zu begeben und in die Bergsteigeratmosphäre des Dorfes, seiner Seitentäler mit den Hütten und seiner Berggipfel einzutauchen!
"Historisches Bergsteigerdorf"
Noch vor dem Ersten Weltkrieg, etwa um das Jahr 1912, war Ginzling zum regen, viel besuchten Bergsteigerdorf geworden. Hier waren mehr Bergführer stationiert, als in allen umliegenden Dörfern zusammen, und die Berliner Hütte hatte Dimensionen eines Hotels erlangt. Sie war Paradestützpunkt für Wanderungen, Kletter- und Gletschertouren genauso wie für wissenschaftliche und alpine Lehrkurse.
Bergsteigen war am Zillertaler Hauptkamm immer vielseitig und innovativ. Ausgehend von den beiden Zillertalern, die den „Psseirer Josele“ im Jahr 1804 als Erstbesteiger auf den Ortler (!) begleiteten, über die oft wissenschaftlich motivierten geführten Erstbesteigungen eines Ruthner oder Sonklar, und das revolutionäre führerlose Klettern eines Zsigmondy bis zu den Grundlagen des sportlichen Kletterns eines Fiechtl, finden sich am Zillertaler Hauptkamm immer wieder Spuren, die direkt zu den international beachteten Sportkletterrouten und Bouldern unserer Tage führen.
Zillertaler Skipionier
Mit dem Bergführer Alfons Hörhager brachte der Zemmgrund auch einen der Zillertaler Skipioniere hervor, und doch wurde rund um Ginzling kein Skigebiet gebaut. Stattdessen finden Ski- und Snowboardfreaks unserer Zeit alpine Herausforderungen in den vielen Skitouren bis hin zur Befahrung der Hochfeiler Nordwand. Im Hochgebirgs- Naturpark Zillertaler Alpen sind keine technischen Aufstiegshilfen möglich und so haben Mensch und Natur hier nach wie vor ein weites Feld individueller Entfaltungsmöglichkeit – nicht nur die Steilwandskifahrer, sondern alle, die sich der Schönheit der Berge sommers wie winters nach ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten annähern wollen.