Schmirn

Die Besiedlung des Schmirntales reicht bis in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Schon illyrische Hirten trieben ihr Vieh über das Tuxer Joch, was der Fund einer Bronzenadel bestätigt. 1249 wird erstmals in einer Urkunde „Vallis smurne“ erwähnt. Seit 1811 ist Schmirn eine selbständige politische Gemeinde, bis 1926 gehörte Hintertux zur Gemeinde Schmirn. Viele Jahrhunderte hindurch hatten die Hintertuxer ihre Begräbnisstätte in Mauern oberhalb von Steinach. Lang und mühevoll war der Weg, den man mit den Toten über das wegen des raschen Nebeleinfalls berüchtigte Tuxer Joch nahm. Oft musste die Verwandtschaft monatelang warten, bis im Frühjahr der Steig über das Joch schneefrei war. Inzwischen lagen die Leichen der Verstorbenen gefroren auf dem Dachboden der Höfe. Beim „Steckholzer“ in Obern gab es eine (heute noch bestehende) Totenkammer, wo die Verstorbenen über Nacht aufgebahrt wurden, bis man am nächsten Tag den Weg nach Steinach fortsetzte.

St. Jodok und Vals

Das Valsertal diente ursprünglich den rätischen Bauern von Mauern bei Steinach als Alm- und Weidegebiet; Sie nannten es „vallis“, was soviel wie „Tal“ bedeutet. Im Lauf der Jahrhunderte entwickelten sich aus den Almen die ersten Valser Bergbauernhöfe. Zu den ältesten Höfen gehört das „Gasthaus Lamm“, dessen Geschichte sich bis zum Jahr 1300 zurückverfolgen lässt.

Zahlreiche Sagen ranken sich um den bärenstarken, historisch belegten, riesengroßen Gallus Gogl, der am Alberhof (Vals 14) zu Hause war. Er kämpfte mit 200 Wipptalern als freiwilliger Landsknecht im Dreißigjährigen Krieg. Bei Kämpfen im Engadin und im Prätigau erschlug er einen berüchtigten Schweizer Riesen und hängte die Tür der Schweizer Verteidigungsanlage aus, um die Feinde angreifen zu können. 1631 kehrte er mit nur sechs übrig gebliebenen Wipptalern und der erbeuteten schweizerischen Gerichtsfahne nach Vals zurück.

Von der Bloaderalm, die man von Innervals aus erreicht, streicht eine Ader aus blauem und weißen Marmor gegen das Venntal hinüber. Heute sind der einst wichtige Marmorbruch und die Steinsäge aufgelassen. Hier wurden die Bodenplatten für die Pfarrkirche St. Jodok, für den Dom zu St. Jakob und die Räume der Hofburg in Innsbruck gebrochen.

Auch die Geschehnisse des zweiten Weltkrieges hinterließen ihre Spuren durch die Errichtung des Molybdänbergwerks, auch wenn sie heute kaum noch sichtbar sind.

Unterhalb der Alpeiner Scharte auf 2.800 m Höhe sind die Überreste eines wahnwitzigen NS-Projektes zu sehen. Ein großes Eisengerüst – die Bergstation einer Seilbahn – erinnert an das Molybdänbergwerk, das in den Jahren 1941–1945 von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern errichtet wurde.

Der Rohstoff Molybdän wurde dringend für die Stahlerzeugung benötigt. Es wurden eine 5 km lange Seilbahn von Innervals bis zur Alpeiner Scharte gebaut, Gebäude für die Aufbereitung im Tal, Barackenlager im Tal und auf 2.800 m Höhe (allein dort für 150 Arbeiter). Sogar eine Starkstromleitung wurde bis zur Alpeiner Scharte gelegt (heute bezieht die Geraer Hütte den Strom von einem unzureichenden Kleinkraftwerk).

Trotz dieses größten finanziellen und baulichen Aufwandes kam es niemals zum Molybdänabbau. Dem gegenüber stehen Dutzende Tote, vor allem durch einen Lawinenabgang im November 1944, und die ungeklärten Schicksale vieler Zwangsarbeiter. Nach Kriegsende wurden die Anlagen größtenteils abgebaut. Die große Aufbereitungsanlage im Bereich der Nockeralm wurde erst 1989 gesprengt.